Am 4.November 1948 erhielt die damalige Gießener Mädchenschule (Realgymnasium) einen Namen, der nach dem Willen der damaligen Schulleiterin Frau Dr. Lucie Jacobi zugleich Programm sein sollte: Die Schule führte fortan den Namen Ricarda-Huch-Schule. Die Namensgeberin blieb in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland und übte auf ihre Weise Widerstand gegen das Terrorregime und Solidarität mit den Opfern. Sie lehnte Ehrungen ab und trat aus der Akademie der Künste aus. „Die Eigenschaften, auf die sie höchsten Wert legte, waren Güte, Humor, geistige Anmut und Wahrhaftigkeit“ (Horst Seffrin). Die Benennung der Mädchenschule nach der Historikerin, Schriftstellerin und Nationalsozialismus-Kritikerin Ricarda Huch war Programm und die Schülerinnen sollten nach ihrem Vorbild zur freien Meinungsbildung erzogen werden.

ricarda_profil

„In der Liebe sprechen Hände und Augen meist lauter als der Mund.“

Schriftstellerin und Historikerin
Pseudonym Richard Hugo

Ricarda Huch wurde am 18. Juli 1864 in Braunschweig geboren. 1887 ging sie nach Zürich, wo sie Geschichte und Philosophie studierte und als eine der ersten deutschen Frauen ihr Studium mit einer Promotion abschloss. Anschließend arbeitete Huch an der Zürcher Stadtbibliothek. Danach war sie Lehrerin in Bremen.

1898 heiratete Huch in Wien den italienischen Zahnarzt Ermanno Ceconi, von dem sie 1906 geschieden wurde. Die anschließende und im Jahre 1907 geschlossene Ehe mit ihrem Vetter Richard Huch, dem früheren Mann ihrer Schwester, währte bis zum Jahre 1910. Nach der Trennung und offiziellen Scheidung im Jahre 1911 lebte Ricarda Huch als freie Schriftstellerin.

Aus Protest gegen die Machtergreifung Hitlers trat Huch 1933 aus der Preußischen Akademie der Künste aus. Sie starb am 17. November 1947 in Schönberg (heute ein Stadtteil von Kronberg im Taunus). Ihr Bericht über den deutschen Widerstand, Der lautlose Aufstand, wurde von Günter Weisenborn bearbeitet und posthum 1953 herausgegeben.

Huchs frühe Arbeiten – so die Gedichte (1891), das Drama Evoë! (1892) und der Roman Vita somnium breve (1903, 1913 unter dem Titel Michael Unger) – tragen Züge der Neuromantik und des Jugendstils und sind getragen von einem phantasievoll-subjektiven, bisweilen ornamentalen Ton. Ihre zweibändige Studie Romantik (1899-1902) führte zu einer Neuentdeckung der Romantik und half, den Naturalismus in der Literatur zu überwinden. Im Laufe ihres Schaffens allerdings tendierte die Autorin immer mehr zu einer objektivistischen Kunstauffassung, was sich u. a. in ihrer Bearbeitung historischer Stoffe manifestierte.

Einen Markstein in dieser Hinsicht stellt das dreibändige Werk  Der große Krieg in Deutschland (1912-1914) dar, eine wissenschaftlich wie literarisch beeindruckende Darstellung des Dreißigjährigen Krieges. Nach dem 1. Weltkrieg schrieb Huch einige religionsphilosophische Schriften, die ihre Hinwendung zum Christentum dokumentieren. Ihre Deutsche Geschichte (1934-1949) ist eine kritische Aufarbeitung deutscher Vergangenheit vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert.

Darüber hinaus schrieb Huch Biographien über Gottfried Keller (1904) und Giuseppe Garibaldi (1906/07). Weitere Werke sind die Erzählungen Fra Celeste und andere Erzählungen (1899), Seifenblasen (1905) und Der wiederkehrende Christus (1926), der Gedichtband Herbstfeuer (1944), der Roman Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jüngeren (1893) sowie Aus der Triumphgasse (1902), Frühling in der Schweiz (1938) und Weiße Nächte (1943).

 

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